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Darmstädter Echo, 22.03.2019

 

„Urbane Konstruktionen“ sind das immer wiederkehrende Thema des 1965 im sizilianischen Piazza Armerina geborenen Alfonso Mannella, der in Oppenheim lebt. Die Megacitys unserer Welt werden bei ihm zu Ölbildern, Farbradierungen und Fotografiken. Seine großen Gemälde erzählen dabei mit breitem, freien Strich und Lust an starken Farben, aber durchaus auch klassischen malerischen Elementen wie Perspektive oder diffusen Lichtwirkungen vor allem von Mannellas Liebe zu New York. Seine „Grand Army Plaza“ gibt den Blick auf das Straßengewirr frei.

Doch hebt der Maler durch tiefes Grün im Vordergrund auch heraus, dass diese Metropole mit Parks nur so prunken kann. Seine großen Gemälde erzählen dabei mit breitem, freien Strich und Lust an starken Farben, aber durchaus auch klassischen malerischen Elementen wie Perspektive oder diffusen Lichtwirkungen vor allem von Mannellas Liebe zu New York. Seine „Grand Army Plaza“ gibt den Blick auf das Straßengewirr frei. Doch hebt der Maler durch tiefes Grün im Vordergrund auch heraus, dass diese Metropole mit Parks nur so prunken kann.
Faszinierend sind jedoch vor allem seine grafischen Arbeiten. Mit Kaltnadel und Flex bringt er die Stadtsituationen mal als Silhouettenspiel, mal als Wucht in Schwarz auf die Druckplatten, setzt im Druckprozess mit Ölfarbenklecksen sparsame, aber wirkungsvolle farbige Akzente auf die oft sehr großen Blätter. Die Stadt lebt, selbst in ihren baulichen Symbolen, wie Mannella bei anderen Serien von Kleinformaten beweist. Dort verschwinden die bekannten Hingucker als fotografierter „Untergrund“ fast hinter seinen Strichlandschaften, sie müssen entdeckt werden. (…)

Künstlerporträt Alfonso Mannella in der Boesner-Zeitung Mai-Juli 2018

 

„Stadtgestalt aus der Sprühkraft der Linie“, Text von Claus K. Netuschil, Galerist

Um das Boesner-Portrait von Alfonso Mannella zu lesen, klicken Sie hier.


“Cityscapes from the flashing power of the line”, text by Claus K. Netuschil, galerist
To read the Boesner-portrait of Alfonso Mannella, click here.

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Harte Striche, klare Formen

Zur Ausstellung in der Galerie Netuschil Juli 2015, von Roland Held, Darmstädter Echo, 21.07.2015

 

(…) Ohne Zweifel: „Stahlgewitter“ wäre das passende Motto für diese Radierungen, würde der Betrachter dabei nicht automatisch an Ernst Jüngers Schilderung seiner Erste-Weltkriegs-Erlebnisse denken. Zwar mögen die Grafiken – wie üblich – von großen Kupferplatten gezogen sein, doch was Alfonso Mannella hier mit Kalter Nadel und Schleifhexe an Spuren in die Platten gesenkt hat, ersteht auf dem Büttenpapier wieder als kraftvoll vibrierende, sich streckende und krümmende, sprühende, splitternde, berstende Strukturen von stählern anmutendem Hall. (…) Der Architektur – von komplexen Gerüstkonstruktionen über fertige Bürotürme bis zu Verkehrsanlagen, Brücken, Häfen – gilt Mannellas Augenmerk. Mit anderen Worten: Stahl, Stahl und nochmals Stahl.

„London Staccato“, „New York Ground Zero“, „Chicago Sunrise“, „Baustelle EZB Frankfurt“ lauten einige Titel. Heißt das, dass hier ein Künstler sich mehr als reisender Dokumentator versteht? Mitnichten. Dazu legt Mannella zu wenig Wert auf lokale Wiedererkennbarkeit. Wenn er etwas dokumentiert, dann ist es ein metropolenüber-greifendes Lebensgefühl, einen rastlos treibenden Rhythmus, eine Tag und Nacht nivellierende Bewegung, in welcher der Mensch, nie direkt abgebildet, doch omnipräsent ist. Es wechselt lediglich der Abstraktionsgrad. Spannungsvoll, doch kompositorisch stabil ist das In- und Gegeneinander skeletthafter, vielstöckig-vertikaler Gebäude und steiler Diagonalzüge wie von Kränen. Anderswo sind die Linien nicht mehr durchgezogen, sondern zerreißen zum informellen Regen von Flecken und Funken.

(…) Wie Linien, Kurven und Gitter zu blockhafter-düsterer Dichte verschmelzen, wirkt auf den Betrachter so klaustrophobisch, dass ein Vergleich mit den „Carceri“ des Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) nicht zu weit beigeholt ist.

Wenn Alfonso Mannellas Städtebilder quasi der Modern Jazz der Ausstellung sind, dann trägt der Bildhauer Friedemann Grieshaber in diesem Doppel die Minimal Music bei. (…)

 

„Es ist immer wieder erstaunlich, welch unterschiedliche Temperamente im Werk Alfonso Mannellas zum Ausdruck kommen. Hier die malerischen Ansichten von New York, London oder das Mainufer in Frankfurt, dort die venezianischen, flirrend leichten Aquarelle, und schließlich die düster-dichten Blätter seines druckgraphischen Schaffens. (…) Dabei deutet sich in den atelierfrischen Ansichten von London oder Frankfurt wie in „Stadt am Fluss“ womöglich ein Perspektivwechsel an. Als sei Mannella einen Schritt zurückgetreten, werden die Kompositionen zunehmend luftiger und scheinen bei aller spürbaren Energie von einer fast heiter zu nennenden Gelassenheit getragen…“

— Christioph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. Juli 2015 zur Ausstellung „Inspiration Großstadt“ in der Galerie Netuschil, Darmstadt

English version:

 

"It is always astonishing to witness the different temperaments expressed in Alfonso Mannella's work. Here the painted views of New York, London or the Main riverbank in Frankfurt, there the Venetian, whirringly light watercolours, and finally the dark, dense sheets of his printed work. (...) In the studio-fresh views of London or Frankfurt, as in " Stadt am Fluss" ("City on the River"), there is perhaps a hint of a perspective shift. As if Mannella had taken a step back, the compositions become increasingly light and seem to be carried by an almost cheerful serenity even with all the palpable energy ...".

Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7th of July 2015 on the exhibition "Inspiration Großstadt" at Galerie Netuschil, Darmstadt

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„(…) Mannellas Stadträume vermitteln abstrakt dargestellte Urbanität, lassen ein Stadtgeflüster in Häuserfluchten und auf Plätzen spüren, ersparen dem Betrachter den Menschen und zeigen doch das Ergebnis seiner Leistungen. (…) Das Abstrakte ist noch lange nicht ausgereizt und abgeschöpft, und seine Kaltnadelradierung ist quicklebendig. (…)

— Mainzer Allgemeine Zeitung, 9.01.2015

English version:

 

"(...)Mannella's city spaces mediate abstractly depicted urbanity, allow one to sense a whisper of the city in its flights of houses and on its squares, spare the viewer the presence of man and yet show the result of his achievements. (...) The abstraction is far from being exhausted and depleted, and his dry point etchings are vibrantly alive. (…)”

Mainzer Allgemeine Zeitung, 9th of January 2015

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„… Kraftvoll, allein durch die starke Präsenz des Schwarz(…), fällt Mannellas Kunst der führende Part im Tanz der Exponate zu. Von eindringlicher Ernsthaftigkeit zeugt sein lineares Koordinatensystem städtischer Architekturen. Eine Fläche, die in Nahsicht aus einer Vielzahl dicht gesetzter Linien und Striche besteht, ein leuchtend gelber Papierstreifen, der in Nacharbeit auf das in Mischtechnik ( Kaltnadel auf Fotografie und Öl ) gefertigte Werk gesetzt wird;
all das sind „Handgriffe“, deren Leidenschaft der Betrachter sich
kaum entziehen kann.”

— Mainzer Allgemeine Zeitung vom 21.03.2007 zur Ausstellung in der
GALERIE MAINZER KUNST! mit Anne Kuprat


"... Powerful, just through the strong presence of black (...), Mannella's art takes the leading part in the dance of the exhibits. His linear coordinate system of urban architectures bears witness to a pressing seriousness. A surface, which in close up consists of a multitude of densely set lines and strokes and a bright yellow strip of paper, placed on the work afterwards, a work which is made from mixed media (dry point on photography and oil); all these are "movements", whose passion the viewer can hardly resist.”


Mainzer Allgemeine Zeitung, 21st of March 2007 on the exhibition at the
GALERIE MAINZER KUNST! with Anne Kuprat

„… die großformatigen Farbblätter (…) lenken den Blick vom Menschen weg auf Großstädte wie New York, Chicago, Berlin und Frankfurt. An Piranesi erinnernde, dunkel schraffierte Stadtansichten, aber auch stillgelegte Fabrikhallen, Industrieanlagen und Baustellen sind Motive seiner Bilder, die er mit Winkelschleifer und Bohrer in die schweren Kupferplatten fräst – manchmal bis die Funken sprühen. (…)”

— Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.05.2010


"... the large-scale colour sheets (...) direct the view away from people towards big cities such as New York, Chicago, Berlin, and Frankfurt. Darkly hatched cityscapes reminiscent of Piranesi, as well as abandoned factory buildings, industrial spaces and construction sites, are his motifs, which he mills into the heavy copper plates with an angle grinder and a drill - sometimes to the point where sparks fly. (…)”

— Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28th of May 2010

 

„… Die bisweilen düstere Präsenz seiner Radierungen zieht den Betrachter in die pulsierende Energie seines täglichen Umfelds. Die urbane Szenerie verdichtet Stimmungen, hat den Sog von etwas Dunklem und Mächtigem. (…) In dunkles Rot getaucht, in tiefem Blau, schwarz und erdtonig erhebt sich unser Lebensraum übermächtig in seinen Bildwelten…“

— Mainzer Allgemeine Zeitung vom 31.03.2006
zur Ausstellung „Statt Natur“ im SWR Mainz


"... The at times sombre presence of his etchings draws the viewer into the pulsing energy of his surroundings. The urban scenery concentrates moods, has the pull of something dark and powerful. (...) Bathed in dark red, in deep blue, black and earth tones, our living space emerges overwhelmingly in his imagery..."

— Mainzer Allgemeine Zeitung, 31st of March 2006
on the exhibition "Statt Natur" ("Instead of Nature") at SWR Mainz

 
 

„(…) Grafische Strenge durch entschieden gesetztes schwarzes Strichwerk legt Alfonso Mannella in seinen großen Grafiken von Berliner Baustellen an den Tag. Spezifische Wirkung zieht er aus einer Technik, die farbige Kaltnadelradierung mit Monotypie verbindet, so dass jedes Blatt als Original betrachtet werden muss. (…)”

— Main–Echo, 19.11.03

 

„… Mannella gibt Plätzen und Gebäuden eine starke sinnliche Präsenz, die man den stummen Industriebauten nie zugetraut hätte. Dass Hafenanlagen und Bahnhöfe ihre eigene Sprache sprechen, in diesen Bildern kann man es hören, sehen und spüren.“

— Mainzer Allgemeine Zeitung vom 22.06.05
zur Ausstellung „Stein, Raum, Licht“ im Essenheimer Kunstverein


"... Mannella bestows a strong sensual presence on places and buildings that one would never have expected from the silent industrial sites. Harbour complexes and train stations speak their own language – in these works you can hear it, see it and feel it."

— Mainzer Allgemeine Zeitung from 22nd of June 2005
on the exhibition " Stein, Raum, Licht" ("Stone, Space, Light") at the Essenheimer Kunstverein

„(…) Meidners Sicht auf einen Gasometer in Berlin etwa, mit Bleistift fixiert, ähnelt dem Versuch, skelettierte Charakteristik vom Bau zu Papier zu bringen, den radierten Reichstag-Studien von Alfonso Mannella. (…)”

— Frankfurter Rundschau, 28.08.03


"(...) Meidner's view of a gasometer in Berlin, for example, fixed in pencil, resembles Alfonso Mannella's etched Reichstag studies in the attempt to put skeletal characteristics of a building on paper. (…)”

— Frankfurter Rundschau, 28th of August 2003

 

„(…) Es wird Zeit, dass jemand Alfonso Mannella entdeckt, seine von Schraffuren überzogenen Großstadtexpressionen haben anspringende Energie. (…)“

— Die Rheinpfalz vom 16.04.2005
zur Ausstellung „60 Jahre Pfälzische Sezession“ im Speyerer Kulturhof


"(...) It's about time someone discovered Alfonso Mannella, his metropolitan expressions coated in hatches have a startling energy. (…)“

Die Rheinpfalz, 16th of April 2005
on the exhibition "60 Jahre Pfälzische Sezession" ("60 Years of Palatinate Secession")
at the Kulturhof in Speyer

 

Stadtgestalt aus der Sprühkraft der Linie

Zu den graphischen Seh-Erlebnissen der Radierungen Alfonso Mannellas, Darmstadt, 29. März 2018

© Claus K. Netuschil

 

In Abwandlung einer Idee Joseph Maria Olbrichs „Eine Stadt wollen wir bauen, eine ganze Stadt“, will auch Alfonso Mannella Städte errichten, denen eine Idee, eine Idealvorstellung zugrunde liegt, hier und heute die Grundstruktur vorhandener Großstädte, dort, um 1900, die phantasiereiche Einzelarchitektur, Ausstellungshaus und Künstlerateliers. Gebaute, reale Architektur wird zu Land Art, zu Räumen der Kunst und gezeichnete, gemalte, vor allem radierte Kunstwerke werden zu baukünstlerischen Formationen, strukturiert auf dem Papier, monumental ins Große gesteigert: Visionen zeitgenössischer Architektur! Alfonso Mannella, der ein hervorragender Zeichner und Aquarellist ist und der sich immer wieder, auch dem großformatigen Ölbild nähert, ist im Kern seiner künstlerischen Existenz ein Mann der Druckgraphik, der Radierung und im Besonderen der Kaltnadelradierung, die er freilich nicht  mit der feinen Radiernadel bearbeitet um den Widerstand der spröden Kupferplatte zu sprengen, zu durchbrechen, sondern – und da ist er bei der intensiven „Metall“-Arbeit angekommen – mit der Flex, dem Winkelschleifer, der Bohrmaschine oder vergleichbaren Gerätschaften. Er malträtiert – im wahrsten Sinne! – seine großen, schweren Kupferplatten! In einem Kraftakt reißt, kratzt und prägt sich das Liniengespinst auf die Druckplatte, den Druckträger, aufs blanke Metall ein, was später, im Prozess des Druckens, seitenverkehrt versteht sich, vermittels des starken Drucks der Walze aufs angefeuchtete Papier übertragen wird. Das Papier saugt die schwarze Farbe (an der Terminologie ist unschwer zu erkennen, dass es sich um eine höchst sinnliche, fast erotische Angelegenheit handelt) aus den Vertiefungen der Kupferplatte und erst einmal getrocknet, spürt man, mit leichter Fingerkuppenberührung, den aufgeworfenen Grat. Das Material Farbe wird zum Relief, zur Prägung und man sieht mit den Fingern die Farbausblutungen, als sehr konkretes Kennzeichen der „Kalten Nadel“. Eingebrachte Farbe verändert kolossal das Geheimnis auf dem Bildgeviert, als zweite Platte, als collagiertes Farbpapier oder spontan mit Ölfarbe, sparsam vor oder nach dem Druckvorgang partiell aufgebracht. Was hier geschieht, ist ein einzigartiges Erlebnis: das Entstehen einer großformatigen Radierung von Alfonso Mannella!

Die Radierung, die Kalte Nadel, die Farb- und farbige Radierung in dieser spezifisch-kraftvollen Variante gehört zur Königsdisziplin unter den druckgraphischen Techniken! Die Großstadt, die Mega-Stadt, die Metropole ist das Thema Alfonso Mannellas! Räumlichkeit, Raumsituationen und gewaltige Architekturen waren schon frühzeitig die Themen der überdimensionierten Radierungen des Künstlers. Peter Lörincz und Dieter Brembs aber auch Werner Durth waren ihm in Mainz akademische Lehrer gewesen und wichtige Anreger zugleich! Gegen Ende des Studiums, Anfang der 90er-Jahre, setzte das Bochum-Projekt entscheidende Weichen für seine künstlerische Arbeit. Hier fand er Inspirationsquelle und Ausdrucksmittel, die in seinen schwarzweißen Kaltnadel-Radierungen zur Industrieanlage Völklinger Hütte zu einer eigenständigen Sprache heranreifen. Dunkel und bedrohend aber ästhetisch und schön, gebaut und konstruiert in der Kühnheit der Architektur, die EZB am Osthafen in Frankfurt/M. Die neuen New York-Blätter sind Meisterwerke der Druckgraphik, kühn und sehr aktuell, gerade entstanden und dennoch haben sie einen sinnfälligen Bezug zu den frühen Arbeiten. Alfonso Mannella interessiert sich für stillgelegte Fabrikhallen und aufgelassene Industrieanlagen, für kraftvolle Deckenwölbungen und weitgespannte Innenräume. Die dunkel-ernsten Schraffuren dieser eindrucksvollen Arbeiten erinnern an seinen Landsmann des 18. Jahrhunderts, Giovanni Battista Piranesi (1720-1778), in der Monumentalität und in der Anmutung des Surrealen. Zur schwarzweiß Radierung, die im besten Fall Grauwerte zulässt, tritt die Farbe, zur Industriearchitektur gesellt sich die erkennbare Stadtgestalt und löst die frühe Thematik ab: New York wird Thema, Chicago, Berlin und Frankfurt/Main aber auch Mainz, London und anderswo. Im Funkenflug arbeitet er mit Flex und Diamantnadel direkt auf die Kupferplatte und lässt die energetische Kraft des technischen Prozesses einfließen in sein Motiv: die großgesehene Stadtlandschaft!

Baustellen scheinen ihn besonders zu interessieren: der Tiefbau in Frankfurt/M., Berlins völlig neu erfundene Mitte und, im Moment der zweiten Entstehung, Ground Zero in New York, das tragische Ende der Twins, das bis heute, bald 20 Jahre danach, unfassbar bleibt: der 11. September 2001! „Stadtgeflüster“ nennt er Blätter – völlig unzutreffend. Hier wird nicht geflüstert, hier ist keine Naturbeschaulichkeit und Zurückgezogenheits-Idylle. Hier geht es laut zu, dröhnend und hämmernd: die Großstadt muss mit dem Verkehr auf Straßen und Schienen und in der Luft fertig werden und die riesigen Menschenmassen bewältigen, in der Kulisse der Stahlskelette, der vertikal in die Höhe strebenden Städte, flackernd und drohend, visionär schon 1925 im Filmklassiker „Metropolis“ vorgeahnt. Es ist Realität, der Alfonso Mannella eine künstlerische Dimension gibt, mit dem Medium der Radierung, die er nicht einsetzt um eine Auflage zu erreichen von 50 oder gar 100 Exemplaren, das wäre bei den Platten und der Kalten Nadel sowieso kaum zu machen! Er nobilitert die Technik zum Ausdrucksträger und will einen hohen Originalitätsfaktor erreichen: es entstehen Einzelstücke, Unikate, auch bei drei Exemplaren ist jedes bis zur Unvergleichlichkeit unterschiedlich! Er verfremdet, deckt ab, collagiert und erhöht mit all diesen Möglichkeiten den Charakter des absoluten Originals. Alfonso Mannellas grandiose Kaltnadelradierungen sind Monumente der zeitgenössischen Stadtgestalt mit hohem Erinnerungswert. Wie sieht New York, Istanbul, Dubai, Shanghai oder Berlin in 50 oder 100 Jahren aus? Wohin geht die Entwicklung der Städte? In die Zukunftsvision einer skulpturalen Architektur? Es gehört schon eine große Portion Faszination des Gigantischen dazu, um glaubwürdig und neu – so wie es Alfonso Mannella mit seinen Radierungen in Szene setzt – den gegenwärtigen Stand der Stadtarchitektur künstlerisch zu beschreiben. Alfonso Mannella denkt und gestaltet linear. Das Zeichnerische, die Linie steht im Zentrum seines künstlerischen Schaffens. Er erfasst den Stadtraum in der energetischen Aufgeladenheit und Dynamik als Sehnsuchts- und Zukunftsort zwischen rhythmisierter Architektur und den Menschen, zwischen Verkehrschaos und Grünfläche. In den großformatigen, fast skizzenhaft wirkenden Radierungen, ist der urbane Sound lebendig spürbar und beschwört den Klang, den Rhythmus und die Poesie der Großstadt.

Cityscapes from the flashing power of the line

On the graphical visual experiences of Alfonso Mannella's etchings, Darmstadt, March 29th, 2018

© Claus K. Netuschil

 

In a variation of Joseph Maria Olbrich's idea "We want to build a city, a whole city", Alfonso Mannella also wants to build cities that are founded on an idea, an ideal conception, here the ground structure of existing metropolises, there, around 1900, fantastical individual architecture, exhibition halls and artists' studios. Built, real architecture becomes Land Art, becomes space of art, and drawn, painted, and above all etched works become artistic architectural formations, structured on paper, monumentally enlarged into grandeur: visions of contemporary architecture! Alfonso Mannella, who is an excellent drawer and watercolourist and who time and again approaches large-format oil painting as well, is at the core of his artistic existence a man of graphics, of etching and especially of drypoint etching. He does not work with a fine etching needle in order to break through the resistance of the brittle copper plate, but - and here he has arrived at intense "metal" work - with the flex, the angle grinder, the drill or comparable tools. He maltreats - in the truest sense! - his large, heavy copper plates! In a feat of strength, the network of lines is torn, scratched, and impressed on the printing plate, the print carrier, on the bare metal, which is later, in the process of printing, inverted of course, transferred to the moistened paper by the strong pressure of the roller. The paper sucks the black paint (it is easy to notice from the terminology that this is a highly sensual, almost erotic affair) out of the indentations of the copper plate, and once it has dried, one can feel, with a light touch of the fingertip, the ridge that has been raised. The material of paint becomes a relief, an imprint, and one can see with one's fingers the bleedings of the paint, a very concrete characteristic of the "Cold Needle". Injected colour colossally alters the mystery on the picture, as a second plate, as collaged coloured paper or spontaneously as oil paint, sparingly applied partially before or after the printing process. What happens here is a unique experience: the creation of a large-format etching by Alfonso Mannella.

The etching, the Drypoint, the colour in this specifically powerful variation belongs to the highest discipline among the printing techniques! The big city, the megacity, the metropolis is Alfonso Mannella's theme! Already from an early stage, three-dimensionality, spatial situations, and colossal architectures were the themes of the artist's large-scale etchings. Peter Lörincz and Dieter Brembs but also Werner Durth had been both his academic teachers and important stimuli in Mainz! Towards the end of his studies, in the early 1990s, the Bochum Project set the course for his artistic work. Here he found a source of inspiration and means of expression that matured into an independent language in his black-and-white drypoint etchings of the Völklinger Hütte industrial complex. Dark and threatening but aesthetic and beautiful, built and constructed in the boldness of architecture, the ECB at the Osthafen in Frankfurt/Main. The recent New York sheets are masterpieces of printing, daring and very topical, newly created and yet they have a striking connection to the early works. Alfonso Mannella is interested in abandoned factory halls and derelict industrial plants, in powerful vaulted ceilings and vast interiors. The sombre hatchings of these impressive pieces are reminiscent of his 18th century compatriot, Giovanni Battista Piranesi (1720-1778), in their monumentality and in their suggestion of the surreal. Black and white etching, which at best allows grey nuances, is joined by colour, industrial architecture is accompanied by recognisable cityscapes and replaces the early subject matter: New York becomes the theme, Chicago, Berlin and Frankfurt/Main, but also Mainz, London and others. Amidst flying sparks, he uses the flex and diamond needles to create directly on the copper plate and lets the energetic power of the technical process flow into his motif: the largely scaled cityscape! Building sites seem to be of particular interest to him: underground construction in Frankfurt/M., Berlin's completely reinvented centre and, at the moment of second creation, Ground Zero in New York, the tragic end of the Twins, which remains incomprehensible to this day, almost 20 years later: September 11th, 2001!

He calls some sheets "city whispers" - completely inaccurately. There is no whispering here, no natural tranquillity and secluded idyll. Here, things are loud, roaring and hammering: the big city has to cope with the traffic on the roads, on the rails and in the air and with the huge masses of people, against the backdrop of the steel skeletons of vertically rising cities, flickering and threatening, visionarily foreshadowed as early as 1925 in the classic movie "Metropolis". Alfonso Mannella provides reality with an artistic dimension, using the medium of etching, which he does not use to achieve an edition of 50 or even 100 copies - that would hardly be possible anyway with the plates and the Drypoint! He elevates the technique to the status of a medium of expression and wants to achieve a high degree of originality: he creates individual pieces, unique specimens, even if there are three copies, each one is different to the point of incomparability! He distorts, covers, collages and increases the character of the absolute original with all these possibilities. Alfonso Mannella's grandiose drypoint etchings are monuments to the contemporary cityscape with a great commemorative value. What will New York, Istanbul, Dubai, Shanghai or Berlin look like in 50 or 100 years? Where is the evolution of cities heading? Into the futuristic vision of sculptural architecture? It takes a great deal of fascination with the gigantic to artistically describe the current state of urban architecture in a credible and novel way - as Alfonso Mannella does with his etchings. Alfonso Mannella thinks and designs linearly. The graphic, the line is at the centre of his artistic work. Between rhythmic architecture and people, between traffic chaos and green space, he captures the urban space in its energetic tension and momentum as a place of yearning and future. In the large-format, almost sketch-like etchings, the urban sound is vividly palpable, and evokes the sound, rhythm, and poetry of the big city.